Wenn man länger unterwegs ist, ist es irgendwann so weit: man muss aufs Klo. Für die meisten Menschen kein großes Ding, denn öffentliche Toiletten gibt es fast überall. Sie sind mal mehr, mal weniger sauber – aber grundsätzlich schaffen sie dem Problem Abhilfe.

Doch es gibt auch Menschen, für die eine Nutzung von öffentlichen, nach Geschlechtern getrennten Toiletten problematisch ist. Sie werden beim Gang zur Toilette mit einer Entscheidung konfrontiert, die für die meisten Menschen selbstverständlich ist: auf welche Toilette sollen sie gehen? Wenn sie sich als Mann identifizieren, aber vom Umfeld trotzdem (manchmal) als Frau wahrgenommen werden, ist es dann sicher, auf eine Männertoilette zu gehen? Ist die Frauentoilette die bessere Option?

Ich selbst habe aufgehört zu zählen, wie oft ich schräg angeschaut, angesprochen oder gar aus der Toilette geworfen wurde, als ich noch auf die Frauentoilette ging. Was dazu führte, dass ich öffentliche Toiletten nur im allergrößten Notfall aufsuchte. Ich fühlte mich dort einfach nicht sicher.

Für mich war es mit einem starken Schamgefühl verbunden, auf öffentliche Frauentoiletten zu gehen. Immer war die Angst präsent, wegen meines Aussehens und Auftretens angeprangert zu werden. Ich führte ungewollte Diskussionen mit Frauen darüber, warum ich dazu berechtigt wäre, diese Toilette zu benutzen. Meistens sagte ich kaum etwas, während die Frauen mir Beschuldigungen an den Kopf warfen, wie ich es wagen könnte, als Mann eine Frauentoilette zu betreten.

„Diese Toilette ist nur für Frauen!“ ist ein Satz, den ich häufiger zu hören bekam. Daraufhin musste ich stets schlucken und murmelte so etwas wie: „Aber ich bin eine Frau!“ vor mich hin. Jedes Mal ging mir das nur schwer über die Lippen – denn als Frau identifizierte ich mich nie.

Selbst wenn ich mit Freundinnen, die eindeutig ihrem Aussehen nach dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen waren, gemeinsam auf die Toilette ging, wurde ich irritiert angesehen. Teilweise kam es mir so vor, als würden die anderen vermuten, dass wir jetzt auf dem Klo eine schnelle Nummer schieben. Das war zu einer Zeit, in der ich mich in meinem Körper nicht wohl fühlte und auch nicht das Selbstbewusstsein besaß, mich zu verteidigen oder die Kommentare einfach nicht an mich heranzulassen, wie das einige meiner burschikoseren Freundinnen machten.

Irgendwann traute ich mich dann endlich auf die Männertoilette. Es war für mich eine große Erleichterung, eine öffentliche Toilette ohne Schamgefühl, schräge Blicke und Beleidigungen betreten zu können. Einfach ungestört aufs Klo gehen, Händewaschen, und weitergehen.

Für die meisten von euch ist es wahrscheinlich selbstverständlich, auf welches Klo ihr geht. Kann gut sein, dass ihr auch konkrete Vorstellungen davon habt, wie andere Leute aussehen sollten, die auf die gleiche Toilette gehen wie ihr. Manchmal gibt es jedoch Menschen, die aus diesem Raster fallen, die ihr nicht klar einem Geschlecht zuordnen könnt oder von denen ihr meint, dass sie vielleicht auf dem falschen Klo sind. Selbst wenn es euch irritieren sollte, sprecht die andere Person am besten einfach nicht darauf an.

In den allermeisten Fällen „verirrt“ sich niemand einfach so in ein falsches Klo, vor allem dann nicht, wenn um ihn herum lauter Repräsentanten des Geschlechts vorhanden sind, für das die Toilette gedacht ist. Oft ist es für die andere Person sowieso schon ein unangenehmes Erlebnis, diese Toilette überhaupt zu benutzen. Ich selbst habe mir so oft gewünscht, einfach ignoriert zu werden, wenn ich auf öffentliche Toiletten gegangen bin – was leider nur selten der Fall war.

Neulich war ich auf der Männertoilette und traf am Waschbecken auf eine Person, von der ich eher erwartet hätte, dass sie das Frauenklo benutzt. Doch anstatt etwas zu sagen, lächelte ich kurz, trocknete meine Hände ab und verließ die Toilette.