Vor ein paar Tagen traf ich mich mit zwei Freundinnen aus der Schulzeit, die ich das letzte Mal vor meiner Transition gesehen hatte. Wir unterhielten uns entspannt und nach einer Weile fragte mich eine der beiden, ob ich die Hormone denn nun für immer nehmen müsste.
Daraufhin erzählte ich ihnen von meiner Transition und allem, was ich in dem Zusammenhang in den letzten Jahren erlebt habe. Die beiden waren neugierig, weil sie keine Vorstellung gehabt hatten, wie eine Transition abläuft und welche „Stationen“ ich in den vergangenen vier Jahren abgeklappert hatte.
Am Ende des Gesprächs kam mir der Einfall, über meinen eigenen Weg eine Artikelserie zu schreiben, um euch als Leser*innen die Möglichkeit zu geben, einen Einblick in eine Transition zu bekommen und zu erfahren, wie sie ablaufen kann. Vielleicht interessiert euch das, weil ihr selbst eure Geschlechtsidentität hinterfragt und euch damit auseinandersetzt, vielleicht kennt ihr jemanden, der gerade eine Transition durchmacht oder ihr seid einfach nur wissbegierig.
Folgende Stationen der Transition möchte ich in den nächsten Wochen thematisieren:
- Was genau ist das Coming Out? Wie läuft es ab? Wie haben deine Eltern reagiert? Und der Rest deines Umfelds? Wann wusstest du es?
2. Die psychologische Begleittherapie und der sogenannten „Alltagstest“
- Warum gehst du zu einem Therapeuten? Was ist das Ziel der Therapie? Was ist ein Alltagstest?
- Was muss man machen, um Hormone zu bekommen? Welche Veränderungen bringt Testosteron? Musst du das dein ganzes Leben lang nehmen? In welcher Form wird das eingenommen? Gibt es Risiken?
4. Den langen Weg zur Namensänderung
- Wie läuft eine Namensänderung ab? Wie viel kostet das? Wie, das kostet was? Warum ist das so kompliziert? Worüber reden die Gutachter mit einem? Wie lange dauert der Prozess?
5. Operationen – welche Möglichkeiten gibt es?
- Gibt es die eine OP? Welche OPs kann man durchführen lassen? Zahlt die Krankenkasse das? Unter welchen Bedingungen?
6. Wann ist man eigentlich „fertig“?
- Was, wenn man all diese Schritte durchlaufen hat? Ist man dann automatisch glücklich und bei sich angekommen? Ist man dann am Ende seiner Transition?
Erst gestern habe ich auf Twitter einen Tweet mit einer Auflistung an Fragen gesehen, die man einer trans* Person nicht stellen sollte. Darunter waren einige, bei denen ich zustimmen würde – ich finde es zum Beispiel respektlos, wenn jemand Fragen stellt wie „Hattest du die OP schon?“. Es waren jedoch auch solche dabei wie „Wann wusstest du es?“ „Wie hat sich das geäußert?“ und „Wie haben deine Eltern reagiert?“ – Fragen, bei denen es natürlich auch auf den Kontext ankommt und auf die Art, wie das Gegenüber fragt.
Bei dem Thema ist ein starkes Feingefühl notwendig und welche Fragen für wen in Ordnung sind, lässt sich nicht allgemeingültig sagen. Eine Frage kann für die eine Person gar kein Problem sein, während eine andere Person negativ reagiert und sich respektlos behandelt fühlt.
Ich finde es wichtig, dass man Fragen stellt, wenn man an etwas interessiert ist. Und ich finde es auch wichtig, Antworten zu geben – so lange es um einen respektvollen Umgang mit der Thematik geht und nicht nur um Sensationsgeilheit. Vielleicht kann ich euch Antworten auf Fragen geben, die ihr noch nicht stellen konntet, weil ihr keinen Ansprechpartner hattet oder die möglicherweise noch gar nicht ausformuliert sind.
In diesen Artikeln spreche ich lediglich über meine eigenen Erfahrungen, untermauert mit Fakten, gesetzlichen Regelungen und psychologischen Richtlinien. Meine persönliche Transition lässt sich nicht verallgemeinern. So, wie jeder Mensch die Welt anders erlebt, ist auch jede Transition eine andere.
Ich hoffe, ihr könnt dadurch euer Wissen erweitern, eure Neugierde zumindest zum Teil stillen, findet Antworten auf eure Fragen oder erkennt euch darin wieder, falls ihr ähnliches erlebt habt!